LIA 2007 – Leiter in Aktion (8. bis 9. September 2007)

Zur weiteren Erklärung, was sich hinter Leiter in Aktion verbirgt, lest bitte das Vorwort vom LIA-Wochenende 2005... Der vierte Bericht eines solchen LiA-Wochenendes...

Fahrradfahren und Klettern mit allen Sinnen...

Vorbereitet haben LIA 2007 Stefan und Andreas, die an Vorabinformationen an die Teilnehmer nur bekannt gegeben haben, daß Fahrräder und abermals lockere Kleidung benötigt werden...

Dieses Jahr startete die Aktion erstmals vom Pfarrheim aus. Leider waren nicht alle erschienen, die sich eigentlich angemeldet hätten und so stellten sich Markus, Hannah, Westi, Wolle, Steffi, Patric und Minke (die jedoch erst später zu uns stießen direkt in Eyell), Stefan und Andreas als die 9 Teilnehmer heraus.

Am Pfarrheim war noch ein paralleles Kirchenfest der Bergarbeiterbünde zugange (?), jedenfalls war im Pfarrgarten viel Betrieb und einige ließen es sich nicht nehmen, sich bereits eine Morgenstärkung in Form eines gutgekühltes Pils zu genehmigen. Unser Bulli, der all unser Gepäck schluckte, wurde von Stefans Vater dann zu dem noch uns geheimen Zielort gebracht. Wir starteten dann mit unseren Fahrrädern quer über den Niederrhein. Eine Pause wurde auch mal zwischendurch eingelegt; mitten an einer Kreuzung.
Dann irgendwann kamen wir immer näher in Richtung Eyell und die meisten ortskundigen von uns konnten sich bereits denken, daß es an die Freizeitstätte am Eyeller See ging. Dort angekommen, warteten wir an einem Tisch auf den Rest und packten währenddessen ein paar Brötchen und Getränke aus (ein Pils wird ja wohl vor dem Klettern in Ordnung gehen). Doch wir hatten nicht mit dem Platzwart gerechnet. Der faltete uns erst mal ein wenig wie kleine Kinder zusammen; mitgebrachte Speisen und Getränke wären nicht erlaubt. Naja, es gab schlimmeres.
Dann holte uns unsere Kletterleitung ab und nach einer kurzen Begrüßung durfte sich jeder passende Sicherheitsgurte anziehen und einer Einweisung lauschen, die immerhin eine kleine Lebensversicherung darstellte. Dann ging es in den Abschnitt mit den zahlreichen Bäumen und den sechs Kletteranlagen. Wir erfuhren, daß für alle sechs locker einen ganzen Tag oder sogar mehrere veranschlagt werden könnten und so beschränkten wir uns auf drei Anlagen. Die erste war eine Art Riesenstrickleiter, die in knapp sechs Sprossen (eher Baumstämme) ca. 10 Meter in die Höhe ging und der Abstand von Stufe zu Stufe vergrößerte sich um jeweils ca. 15 cm.
Es war schon eine Herausforderung, nur auf die erste Stufe zu gelangen, ohne gleich abzurutschen. Denn die Sicherungsleute auf dem Boden sorgten nur dafür, daß man nicht fallen konnte – eine Hilfe wie ein Hochziehen gab es natürlich nicht. Das Hochziehen übernahmen die zwei anderen; denn pro Durchgang sollte die Leiter mit drei Leuten gleichzeitig bestiegen werden, die als Team die Aufgabe hatten, gemeinsam nach oben zu gelangen. Jeder, der auf Anhieb unten noch sagte: Das schaffe ich locker, wurde ganz schnell eines Besseren belehrt und wir konnten der Erzählung unserer Tutoren nur mit Respekt lauschen, daß ein ehemaliger Bundeswehrsoldat diese Leiter mal alleine in nur ca. 20 Minuten bezwungen hätte ...
Die zweite Station war etwas für den Mut. Hier trafen dann auch übrigens Patric und Minke ein. Minke machte jedoch die Übungen nicht mit; aus gutem Grund, wie wir später erfahren sollten ...
Wieder galt es, in große Höhe zu gelangen, diesmal jedoch über eine ganz normale, dafür sehr wackelige Strickleiter. Wolle verließ hier wieder der Mut; er konnte erst über eine normale, feststehende Leiter aus Aluminium nach oben gelangen. Oben angekommen mußte ein dickeres Seil, straff gespannt zwischen zwei Bäumen, betreten werden. Links und Rechts gab es in Hüfthöhe zwei normale Seile zur Blancierungshilfe. Das machte sogar richtig Spaß, vorausgesetzt, man hat keine Höhenangst. Heruntergelassen wurde man vom wiederum sichernden Bodenpartner, der einen langsam abseilte. Man brauchte sich "nur" fallenlassen; natürlich immer nach Rücksprache. Kommunikation ist überhaupt sehr wichtig im Klettersport, wie wir erfuhren.
Die letzte Übung war fast nur passiv und fast nur auf Spaß aufgelegt; auch wenn sie wieder mit sehr viel Vertrauen zu tun hatte und man sich auf die anderen verlassen mußte. Wir gingen weit nach hinten und gelangten auf einem großen freien Platz zwischen drei Bäumen, im Durchmesser bestimmt acht Meter oder noch mehr breit. Zwischen den vorderen beiden Bäumen war in sehr großer Höhe ein Stahlseil straff gespannt, welches die obere Seite eines großen Dreiecks mit zwei dünneren Stahlseiten bildete. Von der unteren Spitze führte ein weiteres Seil zum hintersten Baum wieder nach oben über meherere Umlenkrollen und verteilte sich dann auf zwei Zugseile, sodaß gleich zwei Parteien den, der fliegen wollte, hochziehen konnten.
Als erstes war hier Hannah dran, die war mit Abstand am leichtesten von allen und bildete unsere Versuchsperson. Sie mußte sich, wie jeder, auf eine Leiter stellen, denn das Seilgespann zwischen den vorderen Bäumen reichte aus Sicherheitsgründen nur in ca. zwei Meter Höhe. Als sie dann eingehakt war, mußte man sich von der Leiter loslösen und hängen lassen. Alleine das war eine mentale Herausfoderung. Dann durften die anderen beiden Zugparteien (bei Hannah reichten nur wenige Mann aus) anfangen, die beiden Zugseile nach oben zu ziehen. Dabei mußte darauf geachtete werden, gleichmäßig zu ziehen, damit die Person nicht zu weit nach links oder rechts geriet, sondern stets mittig zwischen den beiden Bäumen hing. Beim ersten Mal waren wir noch vorsichtig und zogen nicht ganz so hoch; obwohl es ja für das Bodenteam immer viel niedriger aussah als für den, der da ausgeliefert wortwörtlich in den Seilen hing.
Dann mußte man sich selbst ausklinken – durch einen Zug an einem kurzen Seilstück, welches sich hinter der Schulter befand. Leider wickelte sich zweimal das Seil durch die ruckartigen Aufwärtsbewegungen so um den Panikhaken, daß wir die Personen wieder ablassen mußten. Das Ausklinken stellte eine weitere Herausforderung dar – wer läßt sich schon selbst fallen?
Aber jeder tat es dann doch. Mit einem ohrenbetäubenden gellenden Schrei wie bei Hannah oder nur einem "Wuuuussssshhhhh" des Windes bei anderen Genießern – jeder erlebte die größte Schaukelfahrt seines Lebens; abgesehen von Kirmesgeräten ...
Nach ca. vier bis fünf Hin- und Herschwingungen (die Energie hätte für weit mehr gereicht) bremste das Schulungsteam die Person jeweils, indem sie den Fuß packte und wieder an der Stelle bremste, an der dann wieder die Leiter hingestellt wurde. Nach dem Abschnüren war dann der nächste dran.
Das Bodenteam hatte genug zu tun, das stets weiter die Hände einschneidende Seil kräftig nach oben zu ziehen. Den Höhepunkt bildete Patric: Als er ganz nach oben gezogen so wie eine Spinne hing und wir darauf warteten, daß er sich ausklinkte (solange die Person dies nicht tat, mußten die Seile auf Spannung gehalten werden, ansonsten wäre die Person wieder nach unten gesaust), da rief er uns die Worte zu: "Seid Ihr bereit, Männers? Ok, ich wollte Euch kurz was sagen. Und zwar ist Minke schwanger!". Und genau in dem Moment sauste er ab. Was für ein Augenblick!
Wir anderen gingen daraufhin zu Minke und beglückwünschten sie herzlich. Zu dem Zeitpunkt waren wir übrigens die ersten unseres Stammes, die es erfuhren und es sollte noch nicht verbreitet werden. Nun, in diesem Moment, 243 Tage oder auch knapp 8 Monate später, in dem nun diese Zeilen entstehen (8. Mai 2008, 20.46 Uhr) ist das Kind bereits seit 5 Tagen (3. Mai 2008) auf der Welt ...
Nach den Attraktionen ging es in den eingezäunten Kletterbereich mit den Kunstfelsen, wo die unermüdlichen von uns weiterklettern konnten. Hier wurden noch ein paar kleine Wettkämpfe ausgetragen. Dann nach einer längeren Pause vor dem Bereich, unsere Klettertutoren verabschiedeten sich hier von uns, machten wir uns wieder auf die Heimreise.
Wir radelten bei Nieukerk vorbei, ganz in der Nähe von Markus Arbeitgeber. Hier teilte sich unsere Runde und Westi fuhr mit Minke zum Platz, während wir anderen dort noch die Pause genossen bei Trampolinspringen, Karusselfahren und Klönen auf der Bank.
Auf der Wiese dann angekommen, grillten wir gemeinsam. Ein großer Teil der Lebensmittel blieb über, da ja eigentlich für mehr Leute geplant war. Vom Abend selbst gab es dann auch keine Fotos, es war jedoch wieder ein spaßiger Abend am Lagerfeuer und es verschwand das ein oder andere Holzstück. Geschlafen wurde in zwei (Mädels und Jungen) Wölfen, die dann auch noch aufgebaut wurden. Westi verließ uns wie angekündigt dann am Abend.
Am anderen Morgen wurde noch gemeinsam aufgeräumt und gegen Mittag dann waren alle wieder zuhause.

Tja, wie immer sagen Bilder mehr als tausend Worte, daher hier noch einige Eindrücke von unserem abermals sehr lehrreichen und spaßigem Wochenende:

Treffen war am Pfarrheim, wo die Teilnehmer langsam angekleckert kamen... Die Fahrräder wurden gecheckt und das Gepäck in den Bulli geladen. Dann ging es los – quer über den Niederrhein, keiner wußt so richtig...
... wo es lang ging, bis sich irgendwann doch Eyell als Endziel herauskristallisierte. Zwischendurch durfte auch mal eine Pause eingelegt werden. Für jeden aber nur drei Flaschen. Das Vorbereitungsteam.
Hannah war zum ersten Mal bei LiA dabei. Da wußte noch keiner, was einen erwarten sollte. In Eyell angekommen, wurden wir erstmal zurecht gestutzt wie kleine Kinder ob unserer Selbstverpflegung. Ein rigoroser Platzwart...
Dann bekamen wir die Ausrüstung und es ging hinüber in den Kletterabschnitt der Anlage. Jeder wurde angeseilt und dann hieß es abwechselnd Sichern und Selbstklettern. Unsere Klettereinweiser haben die Aufgabe gut bewältigt.
Jeder machte auf den drei besuchten Abschnitten nicht gerade die beste Figur. Wir erfuhren, daß es schon Leute alleine nach oben geschafft haben. Einige schafften bei dieser Riesenleiter nicht mal die erste Stufe. Spätestens hier schlotterten die Knie ordentlich. Jedoch wuchsen auch einige über sich hinaus und waren überglücklich, es sich soweit getraut zu haben.
Das war echte Teamarbeit. Und auch in der Schwäche der Einzelnen war – ob als Ballast oder als Ausgleichsgewicht – noch etwas gutes zu finden.  
Full Metal Jacket Silhouette... ... aber natürlich war bei uns alles freiwillig. Der Abstieg bei den drei Geräten war stets einfach: Einfach hängen lassen, das Boden-Team erledigt den Rest.
Von der zweiten Aktion, nicht weniger schwierig, jedoch eine Einzelaufgabe (Balancieren zwischen zwei Bäumen ... ... in großer Höhe) gibt es leider keine Bilder. Dafür jedoch hier: Großes Fliegenlassen. Man wurde hoch gezogen (dazu war ... ... die Kraft aller nötig, obwohl es ein Flaschenzug war) und dann konnte man sich, wenn es einem reichte, selbst ...
... ausklinken durch einen Zug an einem kurzen Seil hinter der Schulter. Dann schwang man sehr weit zwischen den Baumwipfeln hin- und her. Der Start war von einer Leiter aus zu erreichen. Einige schrien ungeheuerlich wie am Spieß dabei. Aber Spaß machte es jedem. Den Höhepunkt bildete Patric (siehe Text).
Dann gingen wir noch in den Freikletterabschnitt, von dem es ebenfalls keine Bilder gibt. Nach einer Pause dann ... ... ging es zurück. Einige fuhren über Nieukerk und machten noch halt an diesem Spielplatz. Klönen in der Sonne. Währenddessen fuhren einige schon weiter.
An der Wiese abends waren alle wieder versammelt. Hier gab es "das Übliche". Abendessen, Spaß haben, Feuer machen. Und die Zelte wurden getrenntgeschlechtlich auch noch im Dunkeln aufgebaut.


Ein Dankeschön an Stefan und Andreas für die Vorbereitung!

Wolle alias Martin Wolter

Siehe auch: LIA 2006, Die Wiese.